Eine Meisterdisziplin: die Altdeutsche Deckung

Früher war die Altdeutsche Deckung repräsentativen Gebäuden wie Burgen, Klöstern und Rathäusern vorbehalten. Heute erlebt sie – in unseren Fredeburger Schiefer® gekleidet – eine Renaissance. Zu sehen sind Schieferdächer allerdings nicht mehr nur auf Vorzeigeobjekten, sondern auch im modernen Wohnungsbau. Ein guter Grund, die traditionelle Deckungsart mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Die sogenannte Königin der Schieferdeckungen bringt nämlich ihre ganz eigenen Regeln mit und die sollte ein Dachdecker, der mit der Altdeutschen Deckung beauftragt wird, kennen und ausführen können.

Eine Angelegenheit fürs gehobene Handwerk

Die Altdeutsche Deckung gehört zweifelsohne zu den anspruchsvollsten Deckungsarten. Doch was macht sie eigentlich so besonders, anders und einzigartig? In diesem Zusammenhang müssen zwei Aspekte genannt werden: die Verjüngung der Gebinde von der Traufe zum First sowie die unterschiedlichen Steinbreiten und -höhen in den einzelnen Sortierungen. Gemeinsam ist ihnen die Schuppenform. Darüber hinaus gleicht kaum ein Deckstein dem anderen und jeder wird einzeln durch den Dachdecker zugerichtet. Ein Handwerk, das nur noch sehr wenige Schieferbetriebe ausführen und für das es einer entsprechenden Ausbildung bedarf. Denn um das Deckbild nach den genau festgelegten Regeln der Altdeutschen Deckung und in Abhängigkeit zur Gebindesteigung zu realisieren, müssen zunächst die Steine in den drei typischen Hieben – normaler, scharfer oder stumpfer Hieb – hergestellt werden. Ein Arbeitsschritt, den nicht viele Schieferdecker frei Hand beherrschen, der aber eine Voraussetzung für die klassische Art dieser Deckung aus Schieferplatten darstellt.

Charmanter Wechsel zwischen Höhen und Breiten

Obwohl es bei der jahrhundertealten Dachdeck-Tradition darauf ankommt, sich an die klar definierten Regeln zu halten, kommt die Kreativität nicht zu kurz. Die Altdeutsche Deckung kann sowohl auf dem Dach als auch an der Fassade ausgeführt werden. Sie bietet sich selbst bei komplizierten Dachkonstruktionen an, etwa bei vielen Gauben und Türmchen. Die händische Zurichtung der Hiebe und die Sortierung, das sogenannte „Gattieren“, der Schieferschuppen nach ihrer Größe im Vorfeld der Verlegung eröffnen viel gestalterischen Spielraum. Bei einer Deckart, die auf unterschiedlich zugerichteten schmalen und breiten Decksteinen innerhalb eines Gebindes basiert, ist eine abwechslungsreiche und einzigartige Optik garantiert. In diesem Zusammenhang sollte außerdem erwähnt werden, dass die Altdeutsche Deckung als wirtschaftlichere Einfach- oder besonders funktionsbeständige Doppeldeckung ausgeführt werden kann. Da sich der Unterschied lediglich in der Höhenüberdeckung der einzelnen Steine begründet, ähneln sich die beiden Varianten optisch und anwendungstechnisch.

Die wichtigsten Merkmale der Altdeutschen Deckung auf einen Blick

Die Altdeutsche Deckung hat viele Gesichter: auf der einen Seite lebendig und individuell, auf der anderen anspruchsvoll und aufwendig. Ganz klar hat die Königin aller Dachdeckungen ihren Preis, doch im Gegenzug punktet sie mit ihrem unvergleichbaren Charme. Zusammenfassend lässt sich zur Altdeutschen Deckung sagen:

  • Es handelt sich um eine jahrhundertealte Handwerkskunst.
  • Die Verlegung folgt einer überlieferten Anleitung, die ganz klar definiert ist.
  • Unterschiedliche Steinhöhen und Steinbreiten charakterisieren die Deckart.
  • Dem Dachdecker wird ein hohes Maß an handwerklichem Können abverlangt.
  • Die Frei-Hand-Zurichtung wurde bei Magog von der Roboterfertigung abgelöst.
  • Durch die Verjüngung der Gebinde wirkt das Dach schlanker und höher.
  • Die Kosten der Altdeutsche Deckung relativieren sich aufgrund der Langlebigkeit.

Warum muss die Kunst des Übersetzens beherrscht werden?

Übersetzt wird bei der Altdeutschen Deckung ohne große Worte: Da die verwendeten Decksteine von unten nach oben gesehen immer schmaler beziehungsweise kleiner werden, findet beginnend bei der Traufe hin zum Fist eine Verjüngung statt. Aufgrund der unterschiedlichen Größen der einzelnen Schieferplatten ist es nicht nur normal, sondern sehr typisch, dass über einen breiten Stein zwei schmalere beziehungsweise ein größerer über zwei kleinere Decksteine angebracht werden. Diesen Vorgang nennt man „Übersetzen“. Eine Fremdsprache muss dabei niemand beherrschen, es kommt lediglich auf das handwerkliche Können an.

Kommentare (4)

  • Guter Beitrag zur altdeutschen Dachdeckung. Es stimmt, dass dieser alte Stil wirklich lebendig und individuell wirkt, dabei aber auch aufwendig und anspruchsvoll ist. Wir wollen unseren Neubau auch so decken, aber es ist schwierig, einen Dachdecker zu finden, der dies in Perfektion beherrscht.

  • Danke für diesen Beitrag zur altdeutschen Dachdeckung. Gut zu wissen, dass trotz der festgelegten Regeln dieser Form Dachdeckereien trotzdem ihren eigenen Stil ausbilden können. Deshalb bin ich gerade auf der Suche nach einem, dessen Stil mir sehr gut gefällt.

  • Mich persönlich fasziniert die altdeutsche Art der Dachdeckung sehr! Es war mir fast klar, dass durch die Facharbeit und dem unvergleichbaren Charme ein höherer Preis verlangt wird. Für das Dach meiner Hütte suche ich aktuell einen passenden Fachbetrieb für Dachdeckungen mit Lärchenschindeln.

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